Was war das für ein Jahr! Viele mögen sagen, dass sich dieses Schaltjahr als ein Furchtbares in unserem Hirn festfressen wird. Doch schaue ich an dem Virus vorbei, sehe durchaus Positives. Zum Beispiel war ein Urlaub auf den Malediven noch nie so günstig. Ein Luxushotel bietet für ein ganzes Jahr einen Bungalow für zwei an. Und das für nur schlappe 25.000 €, also ungefähr 70 € am Tag. Frühstück inklusive. Zum Großteil auf Tourismus angewiesen ist leider auch Venedig. Die anmutige und einzigartige Lagunenstadt, die in diesem Jahr in neuem Glanz erstrahlt und mit klarem Wasser in den Kanälen beschenkt wurde. Corona und das Bürgerkomitee „No grandi navi“ befreite zu dem die Stadt von Kreuzfahrtschiffen, die neben Dreck verursachen auch das Stadtbild verschandeln.

Und auch das katholische Kirchenoberhaupt scheint mit klareren Gedanken beschert worden zu sein und rudert langsam in die Realität unserer Gesellschaft. Er spricht sich längst überfällig dafür aus, dass homosexuelle Menschen „Kinder Gottes“ sind. Ob sie das wollen oder nicht bleibt dahingestellt. Hat sich Papst Franziskus vielleicht an Shen und Magic orientiert? Zwei australische, männliche Eselspinguine, die in diesem Jahr zum zweiten Mal ein Ei eines heterosexuellen Pinguin-Paares ausgebrütet und somit adoptiert haben.

Natürlich hat dieses Jahr uns viel abverlangt. Allem voran unsere unbefriedigte Reiselust. Keine Billigflüge und weniger Pauschalreisen, was zur Folge hatte, dass wir einen ruhigen, klaren und blauen Himmel im Frühsommer genießen konnten. Daraus gelernt haben wir scheinbar nichts. Denn ab Bekanntgabe, dass es einen Impfstoff gibt, verdreifachten sich die Buchungen für den nächsten Sommer bei Lufthansa laut Angaben des Konzernchefs Carsten Spohr. Wer nicht fliegt, der schnappt sich einen Campervan und kurvt durch Europa. Oder ins nächste Restaurant. Denn erfinderische Gastronomen servieren coronakonform Speisen in Ihrem Wohnmobil. Natürlich ohne Ampelkennzeichnung, die seit November auf einigen Lebensmittelverpackungen gedruckt ist. Wir können nun endlich transparent erkennen, ob Cornflakes gesunde Inhaltsstoffe beinhalten oder nicht. Faktisch suchen wir die Lebensmittelampel bei „ungesunden“ Lebensmitteln vergeblich, denn die Kennzeichnung ist, es war zu erwarten, freiwillig und somit fragwürdig.  

2020 reihte sich zum ersten Mal ein amerikanisches Land in das endgültige Verbot der Plastiktüten ein. Was man eigentlich von skandinavischen Ländern erwarten würde, fand in Chile im August zur Realität. Immerhin verabschiedete unser Bundeskabinett 2020, dass Verkaufsverbot für Wegwerfartikel aus Kunststoff, das im kommenden Jahr in Kraft treten wird. Bleibt auch hier zu hoffen, dass es schnell sinnvolle und bezahlbare Alternativen für das unfreiwillige, Corona geschuldete Lieferdienst-Geschäft der Gastronomen*innen geben wird. 

Die Welt trauert um den „Goldjungen“ Diego Maradona. Mag es Schicksal oder Zufall sein, dass er uns mit 11 ehe- und unehelichen Kindern also einer ganzen Fußballmannschaft beschenkte. Abschied nehmen müssen wir auch von großen Persönlichkeiten des gepflegten Humors: Uli Stein, Fips Asmussen, Gottlieb Wendehals, der eloquente Herbert Feuerstein, der seinen eigenen Nachruf in einem fast zweistündigen Radiobeitrag verfasste und Karl Dall, dessen Zitat „Ein guter Verlierer ist ein ungewählter Politiker, der sich gewählt ausdrückt.“ sich Donald Trump zu Herzen nehmen sollte.

Ja Freunde, das war ein kräfteraubender Beginn der Zwanziger Jahre. Und wer weiß, vielleicht geben unsere Enkel später diesem Jahrzehnt auch ein passendes Adjektiv wie den „goldenen Zwanzigern“. Ob es für Edelmetall reichen wird, liegt an uns.