Wehe sie werden losgelassen

 

Wenn neun Männer, eine gemeinsame Reise planen, könnte Frau meinen, da käme nur Mallorca in Frage. Doch für eine Gruppe, in der die meisten Jungs Mitdreißiger sind, kommt so etwas auf keinen Fall in Frage. Nicht nur, dass wir rein körperlich den Ballermann nicht mehr als zwei Tage durchhalten würden, sondern auch die Tatsache, dass viele von uns diese Art des Feierns schon mit Zwanzig meist exzessiv betrieben haben. Somit planen wir, neun Männerfreunde, alle paar Jahre eine Reise, die eher in die Kategorie: Kultur, gutes Essen & Trinken einzuordnen ist. Doch bevor es losgeht, wird das Ziel beschlossen, was bei Männern schon mal ein Jahr intensive Besprechung bedeutet. Jeder Faktor wird unter die Lupe genommen wie zum Beispiel: Gibt es gute öffentliche Verkehrsmittel? Denn der eine oder andere unter uns ist auch nicht mehr so gut zu Fuß. Was gibt es Landestypisches zu essen?  Die Liste ist lang, sehr lang. Jedoch lieben wir die Prozedur des Belschließens und einigten und ganz demokratisch in diesem Jahr nach Wien zu fliegen. Neun gestanden Mannsbilder reisten also in die Heimat von Sissi, der Kaiserin. Die erste Diskussion gab es bereits eine Woche vorher mit der Frage: Wann müssen wir am Flughafen sein? Von zwei Stunden vorher bis dreißig Minuten war alles dabei. Schon beim Einsteigen in den Wagen an den Flughafen, spürte ich diesen Moment, den ich als kleiner Junge kurz vor dem Ferienlager schon hatte. Der Aufbruch in ein Abenteuer, von dem niemand weiß, was alles passieren könne. Und so passierte es, dass der Erste von uns nach kurzer Zeit um vier Uhr nachts seinen Cheeseburger in den Milchkaffe tunkte. Doch sein zufriedener Blick sagte mir: Endlich kann ich Dinge mache, die ich so nie machen würde. In Wien angekommen, stiegen wir aus dem Flieger und fühlten uns groß und stolz. Als wären wir von einer Mars-Mission zurückgekehrt liefen neun bierbäuchige Männer heroisch durchs Terminal, bereit diese Stadt zu entdecken und erobern. In Wahrheit verliefen wir uns erst mal auf der Suche nach der Bahn in die Stadt. Wir mieteten eine geräumige Wohnung für zehn Personen, wobei hier wohl noch nie neun Männer im mittleren Alter übernachtet haben. Sofort ging der Kampf um die richtigen Betten los und es bliebe dreien von uns nichts Anderes übrig, als auf zwei sehr schmalen Schlafcouches zu nächtigen. „Mann ist ja nicht zum Schlafen in Wien“ dachte ich mir und vergaß, dass unter uns mindestens 70% Schnarcher sind, was mich dazu zwang, die Nächte auf dem Boden Dachterasse zu verbringen. Habe ich als Junger Mann auch gemacht, allerdings ohne Rückenschmerzen. Die Tage in dieser zauberhaften Stadt vergingen wie im Flug und wir taten Alles dafür, als Landeier in einer Großstadt aufzufallen. Sei es optisch, als auch sprachlich. Der steht schon mal einer mit Hawaaihemd und Adiletten in der U-Bahn.

Eine Horde Männer ist einfach laut, ausgelassen und benehmen sich gerne wieder wie Teenager. Vor allem, wenn Ihre Partner nicht dabei sind. Testosterongesteuert watscheln sie durch die Straßen. Stetig mit dem Versuch Ihre Orientierungslosigkeit mit dummen Sprüchen zu überspielen. Ich könnte so Einiges aus dem Nähkästchen plaudern, möchte es aber hier wieder schließen und jedem empfehlen, so eine Reise zu wagen. Denn neben all der Peinlichkeiten, haben wir vor allem Eines gelernt: Auch wenn man(n) älter wird, ist es immer noch schön, zusammen in der Wiese zu liegen, sich eine Dose Bier und die schöne Erlebnisse zu teilen.