Was machst6 Du so beruflich?

06. Juli 2019

 

 

Musiker zu sein, ist für viele Nichtmusiker wohl ein Traumberuf. So kam letzten Samstag nach dem Konzert die hübsche Julia auf mich zu und sagte: „Das war ein super Konzert, du spielst wirklich toll Klavier. Und was machst Du so im wahren Leben?“ Mein innerer, grober Schnitzer würde nun gerne sagen: „Ich bin Auftragskiller.“ Jedoch reagiere ich gefasst: „Ich bin Musiker.“ Daraufhin Julia: „Ja, ich weiß, aber was machst Du beruflich?“ Spätestens jetzt könnte ich mich mit dem Gedanken Auftragskiller zu sein anfreunden. Ich antworte: „Musik, ist wie ein Handwerk. Jahrelange Übung ist harte Arbeit. Du denkst wohl: Der Musiker steht nicht vor elf Uhr auf, setzt sich an sein Instrument und spielt, was ihm so einfällt. Am Nachmittag sitzt er im Café oder in der Wiese und lässt seiner Kreativität freien Lauf. Am Abend begibt er sich auf irgendeine Bühne, spielt wundervolle Lieder und freut sich, wenn er ein paar Drinks und ein Abendessen bekommt. Klar, ich könnte so arbeiten, doch wäre ich nach einem Monat pleite und müsste Kellnern gehen. Mein wahrer Alltag: Ab 7 Uhr geht es an die Büroarbeit. Emails beantworten, Proben organisieren, Netzwerk pflegen und Angebote schreiben. Ja, ein Musiker kostet Geld. Guter Sound braucht Instrumente von Qualität. Auch deine Ohren hätten mit einem Keyboard vom Discounter keinen Spaß. Danach wird die Zeit mit Üben oder Komponieren verbracht. Ab 13 Uhr beginnt für mich der Unterricht mit meinen Klavierschülern. Als festes Standbein ist das für viele unter uns eine wichtige Einnahmequelle. Am Abend geht es entweder in die Probe oder auf die Bühne. Somit endet mein Arbeitstag meist nicht vor 24 Uhr. Freie Stunden und Tage werden für die alltäglichen Dinge genutzt, wie z.B. Einkaufen. Wilde Feste nach dem Konzert? Fehlanzeige! Nach drei Stunden Show, bin auch ich irgendwann mal fertig. Keine wilde After Show Party. Da fehlt die Kraft die Minibar zu plündern und das Hotelzimmer auseinanderzunehmen.“ Julia schaut mich etwas gelangweilt an: „Ich will mich übrigens bei DSDS bewerben.“