Ich finde es richtig ungerecht, dass mein Patenkind ein bestimmtes Privileg genießt, das mir als Erwachsener schon früh aberzogen wurde. Ich rede vom erlösenden Moment, die Gase in unserem Körper endlich frei zu lassen. Wir haben über die Jahre viele Namen für den Vorgang unseres Darmtraktes erfunden: Einen fahren lassen, Pubsen, Furzen oder Flatulieren. Letzteres ist wohl nicht mehr ganz in Mode. Jedenfalls scheint mir dieser unscheinbare Augenblick der Entspannung eine Kolumne wert. Denn ich bin mir sicher, dass der Großteil von Euch mir zustimmen wird, dass ein langer, ausgedehnter und klangvoller Furz ein wunderbares Erlebnis ist. Wenn ihn keiner mit- und zu Geruch bekommt natürlich. 

Dabei ist das freie Pubsen voreinander ein Zeichen von Vertrautheit und wichtiger Bestandteil eines intimen Verhältnisses in der eigenen Sippschaft und Partnerschaft. 

Eine gute Freundin hat mir einmal den weisen Rat gegeben: „Sobald Du und deine Partnerin den gegenseitigen Furz als normal akzeptiert, könnt ihr heiraten.“ Sie hatte Recht und irgendwie scheint es wirklich so, dass der erste freie und offenen Furz ein besonderer, vielleicht sogar einer der wichtigsten Momente in einer Beziehung ist. Eine Art unsichtbarer Liebesbeweis, der keine rote Rosen oder Pralinen braucht. Wobei ich anmerken möchte, dass das Valentinstags Dinner jetzt nicht zwingend aus Szegediner Gulasch oder Grünkohl bestehen sollte. Und doch zeigt der frei ausgelebte und gastroenterologische Entspannungsmoment innige Vertrautheit ganz ohne Worte. Und wenn doch, dann kann die Flatulenz ganz schmeichelhaft kommentiert werden mit: „Keine Angst, der riecht nach Regenbogen.“ Oder „Ich glaube hier gibt es Brüllkäfer?“

Aber wie wir wissen gibt es auch die Bösen. Die, die nach Schwefel riechen und meist im Bett kurz vor dem Schlafengehen entweichen. Der Versuch die Bettdecke als Duftsperre ganz fest um den Körper zu wickeln scheitert kläglich, denn er kriecht trotzdem immer irgendwie nach Draußen und beweist, dass die Kombination aus Fleischkäswecken zum Frühstück, Currywurst zum Mittag und Döner zum Abendessen vielleicht doch nicht die beziehungsfreundlichste Ernährung zu sein scheint.

Aber wenn unsere Partnerschaft auch diese Geruchsfolter übersteht, dann ist sie gewappnet für eine lange Zukunft. Denn sie baut auf keiner Lüge oder Verschwiegenheit auf. Sie ist natürlich, ehrlich, offen und menschlich wie ein Furz.