„Wer zum Teufel kauft denn sowas?“ Diese Frage poppt in meinem Kopf in der letzten Zeit sehr oft auf, wenn ich im Supermarkt stehe und die Produkte an der Kasse betrachte. Sie thronen als Kundenfänger kurz vor dem Bezahlvorgang. Schön trapiert und so, dass man sie nicht verfehlen kann. Kürzlich erst entdeckte ich ein Schlafgetränk. Solche Einschlafhilfen kennt man ja schon lange aus der Apotheke zum Beispiel in Form von Baldriantropfen. Doch das war gestern. Ab jetzt gibt es das Mittelchen in einer hippen 135 ml Pappdose für knapp drei Euro. Das muss einem der Schlaf schon wert sein. Doch ist es nicht das Getränk, das mir mal wieder säuerlich aufstößt. Es ist zum einem der Standort des Produktes, der für alle zugänglich ist, auch für Kinder, die sich wunderbar daran gewöhnen, dass Schlafprobleme zum menschlichen Alltag gehören und einfach mit ein paar Schluck überteuertem Wasser mit Geschmack ertränkt werden können. Zum Anderem wirft es in mir die Frage auf: Tun wir Menschen uns denn so schwer, einzuschlafen? Liegt es an unserer Leistungsgesellschaft, die uns täglich enorm fördert, dass wir uns tagsüber mit Energiedrinks vollpumpen, um am Abend nur noch mit Hilfe von Schlafgetränken einschlafen können. Es ist doch schon ein wenig paradox, dass wir jetzt im Regal neben den Energiedrinks gleich die Schlafdrinks finden. Auch wenn auf der Dose „Natürliches Schlafgetränk auf Kräuterbasis“ steht, so heißt das noch lange nicht, dass das Zeug auch gesund ist. Denn in meinen Augen ist es nicht gesund, nicht (ein)schlafen zu können. 

Dann sollte der erwachsene Mensch lieber an die Ursache des schlechten Schlafes denken. Aber wir lieben es, den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen und kaufen uns einfach ein Einschlafgetränk, anstatt am Abend einen kleinen Spaziergang zu machen. Wir greifen anstatt zum Glas Wasser lieber zum Smartphone und lassen uns berieseln mit unnötigem Schrott. Aus eigener Erfahrung ist mir bewusst, dass es oft die unzähligen Gedanken sind, die ständig über dem Bett kreisen und uns nicht einschlafen lassen. Wir tun uns schwer, loszulassen. Manchmal ist es sogar das Bett oder die Position des Bettes. Gesunder Schlaf braucht Selbstdisziplin und Geduld, aber es lohnt sich dafür zu kämpfen. Und ganz nebenbei sind Atemübungen im Bett effizienter, umsonst und daher günstiger als der Schlaf aus der Pappdose. Und auch wenn ich mich wiederhole, so sind es doch drei Dinge, die unseren Körper nachhaltig gesund und glücklich machen: Bewegung, gutes Essen und genügend Schlaf.