Ich sitze mal wieder vor der Tastatur und sage zu mir: „Komm Schnitzer, schreib was Lustiges und Satirisches.“ Aber heute will es mir nicht gelingen. Wen wundert es, denn die Vermutung, dass irgendwas mit dem Geschichtsunterricht in unserem Land absolut schief gegangen sein muss, lässt meine Gedanken nicht mehr los. Und so schreibe ich jetzt über die junge Studentin, die sich der sogenannten Querdenker Bewegung angeschlossen hat und sich dabei in der Bundesrepublik Deutschland wie die Widerstandskämpferin Sophie Scholl fühlt. Dies steht zumindest auf Ihren Zetteln, die sie auf einer Bühne in Hannover in der Hand hält und mehr schlecht als recht zum Vortrag bringt. Ich habe mir das komplette Geschwafel im Netz angeschaut, nicht nur den Moment, in dem ein Ordner seine Warnweste niederlegt. Nein, das ganze stotternde Geschwätz. Sätze wie „Ich lebe gefährlich, weil ich ganz viele Sachen teile im Internet“ machen es wirklich schwierig die fast 15 Minuten durchzuhalten und sind einfach falsch. Denn die Studentin musst sich nicht verstecken, sondern steht in der Öffentlichkeit von der Polizei geschützt und darf ihre, wenn auch fragwürdige, Meinung frei kundtun. Ständig betont sie den Mut, den sie zu Tage bringt und vergisst dabei, dass das nicht Mut ist, sondern Verhöhnung all jener, die wirklich Widerstand geleistet haben während der NS-Diktatur, aber auch derer die heutzutage vor dem echten Terror flüchten müssen. Sie kämpfe für Frieden und Liebe, vergisst dabei aber, dass sie und die ganze Querdenker Fraktion das Gegenteil hervorrufen. Nämlich Spaltung und Hass. 

NS-Vergleiche sind offensichtlich ein beliebtes Instrument der Querdenker, die meiner Meinung das Denken verlernt haben. Warum sollten sie sonst ein 11jähriges Mädchen instrumentalisieren und auf die Bühne stellen, die sich wie Anne Frank vorkommt, weil sie ihren Geburtstag nicht „normal“ feiern kann. 

Diese Vergleiche, die bereits seit vielen Jahrzehnten benutzt werden, sind schlichtweg sachlich falsch, bringen aber Aufmerksamkeit. Ein scheinbar letztes Mittel, wenn Argumente nicht mehr funktionieren. 

Denn sind wir doch mal realistisch: Wenn das Tragen einer Maske, geschlossene Restaurants und Kontaktbeschränkungen, uns vorkommen, als wären wir im dritten Reich, dann geht es uns in einem der reichsten Länder dieser Erde immer noch zu gut. 

Ihr lieben Quer-„Denker“, Querköpfe und Querulanten: Mir gefällt die aktuelle Situation auch nicht und ich bin als Teil der Veranstaltungsbranche sogar direkt davon betroffen. Ich bin mit dem Handeln unserer Regierung nicht stets konform. Aber ich setzte mich mit Maß und Vernunft damit auseinander, nicht mit einem Judenstern T-Shirt, auf dem „ungeimpft“ steht. Ich hoffe inständig, dass meine bald 95jährige Oma von all dem nichts mitbekommt, denn sie würde Euch wohl mehr als einen Vogel zeigen.