Für die einen ist sie der Ursprung der Gemütlichkeit, der Dreh- und Angelpunkt des Familienlebens. Für die anderen, in diesem Fall auch mich, ist sie eine unpraktische Sitzgelegenheit: Die Eckbank.

Gerade jetzt zu Ostern häufen sich die Familienfeste und somit die Begegnungen mit den Eckbänken in den unterschiedlichsten Haushalten. Dann wird es wieder heißen: „Sebastian und Heidi, ihr könnt auf die Eckbank sitzen, ihr seid noch jung.“ Ich hätte ja nichts gegen Eckbänke, wäre da nicht das Tischbein, das eigentlich immer im Weg ist. Der Eckbankeinstieg ist anfangs kein Problem und ich kriege im Stehen ganz leicht ein Bein über die Bank und zwischen die Tischbeine. Das Problem ist der darauffolgende Fuß, den man nun im Sitzen bis auf die Höhe der Bank heben muss, um mit einer schwungvollen Drehung das letzte Bein unter den Tisch zu bekommen. Dabei werde ich jedes Mal daran erinnert, dass ich mal wieder Yoga betreiben sollte. Ist man dann endlich zum Sitzen gekommen, heißt es: Aufrücken. 

Blöd, wenn man der Erste auf der Eckbank war. Denn dann bekommt man den unbeliebten Eckplatz auf der Eckbank, da von beiden Seiten die Anderen aufrücken. Und so sitze ich dann in der Ecke mit einem Tischbein zwischen den Füßen und dem Wissen, dass ich vorher noch auf die Toilette hätte gehen sollen. Denn das ist ab jetzt nur möglich, wenn alle anderen Eckbänkler aufstehen und mich wieder rauslassen. Oder wenn ich auf die Eckbank steige und hinter dem Rücken der Anderen rausgehe. Oder wenn ich unter dem Tisch durchkrieche. Die letzte Möglichkeit überlasse ich lieber unseren beiden Neffen und meinem Patenkind, die die optimale Größe dafür haben. Ich entscheide mich für den „Hinterrücks-Eckbank-Weg“ und merke schnell, dass ich größer bin, als ich mich in Erinnerung hatte. Denn ich stoße mir in der Stube des Bauernhauses, die eine sehr geringes Stockhöhe hat, natürlich mehrmals den Kopf bis ich mich aus den Fängen der Eckbank befreit habe. Erleichtert kehre ich von der Toilette zurück und erlebe den nächsten leicht peinlichen Moment. Die anderen Eckbänkler sind aufgestanden und warten auf mich, um mich wieder reinzulassen. Die Odyssee des Eckbankeinstiegs beginnt also wieder von vorne. 

Ach du liebe Eckbank, so sehr mich deine Unpraktikabilität nervt, so sehr liebe ich auch deine positiven Eigenschaften. Denn wenn man vom Familienoberhaupt auserwählt wird, auf dir Platz zu nehmen, weiß man, dass man noch jung und agil scheint. Doch das Allerbeste am Eckplatz auf der Eckbank ist, dass man garantiert nicht den Tisch abräumen muss. Frohe Ostern.