Nachdem ich mich freiwillig in häusliche Quarantäne begeben habe, freue ich mich auf den Flimmerkasten, der mich die nächsten zwei Wochen begleiten wird. Ich habe mir einen alten Klassiker für heute Nachmittag vorgenommen: „Der mit dem Wolf tanzt“. Ein Western Klassiker, Länge: vier Stunden. Dafür habe ich mich entgegen aller anderen nicht mit Klopapier eingedeckt, sondern mit Unmengen an Nüssen. Und so begebe ich mich zusammen mit Kevin Kostner ins Amerika 1863. Wäre da nicht der Moment, den jeder schon mal erleben haben müsste. Du liegst auf der Couch. Auf deinem Bauch eine Schüssel mit gesalzenen Nüssen. Es passiert das, was unausweichlich ist. Eine Nuss hat es sich nämlich anders überlegt und fällt mir zwischen die Beine direkt in die Sofaritze. In diesem Moment wird mir unwiderruflich klar, dass ich mich entscheiden muss. Ignoriere ich diesen Fauxpas oder begebe ich mich auf die Suche nach der Nuss. Ersteres könnte zur Folge haben, dass Heidi eines Tages die Nuss findet und mich wieder fragen wird: „Hast Du etwa ohne mich Nüsse gegessen?“ Um mich dieser Diskussion nicht auszusetzen, gehe ich auf die Suche. 

Ich beginne langsam meine flache Hand in die Sofaritze zu schieben und taste mich langsam von vorne nach hinten. Ich spüre die Nuss. Doch es scheint, als würde sie immer tiefer in die Sofaritze sinke, je mehr ich versuche sie zu greifen. Plötzlich ist sie verschwunden. Das Sofa Bermuda Dreieck hat sie verschlungen. „Es hilft nix.“ Denke ich mir, erhebe mich vom Sofa und weiß, dass ich mich auf eine Reise begeben muss, die viele Überraschungen bereithalten wird. So hebe ich vorsichtig das linke Kissen hoch. Es erscheinen ein Abholbeleg für die Reinigung aus dem Jahr 2019, ein Bleistift und das Ladekabel meines alten Handys, das ich nicht mehr besitze. „Wieder etwas für meine Kabelkiste.“ Denke ich. Doch keine Spur dieser verdammten Nuss. Das rechte Kissen hebt sich etwas schwerer. Ein Schokoriegel klebt dazwischen. Ich prüfe, ob der noch gut ist. „Mindestens haltbar bis 11/2019“ so der Aufdruck. „Non risk no fun“ etwas Zucker hilft bei der Nuss-Fahndung bestimmt. Doch auch unter dem Kissen keine Spur von ihr. Ich greife zum letzten Mittel und werde es wagen, unter das Sofa zu schauen, mit dem Wissen, dass sich dort Dinge befinden, die jenseits meiner Vorstellungskraft liegen. 
Gedacht, getan. Unter der zentimeterdicken Staubschicht finde ich ein Polaroid, von unserer Argentinienreise letztes Jahr und eine lose CD, Bravo Hits best of ´94. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich die zum letzten Mal gehört habe. Doch plötzlich blinzelt sie hervor, die Nuss! Heroische Musik erklingt aus dem Fernseher. Ich hebe die Nuss wie eine Jagd Trophäe in die Höhe, puste den Staub weg und beginne mit der Hand auf dem Mund Indianerlaute von mir zu geben. Das Sofa stelle ich wieder vorsichtig auf die Staub-Markierung zurück, lege die Kissen darauf, lasse mich zufrieden nieder und esse genüsslich die Nuss. Von nun an gebe ich mir den Namen „Der mit der Nuss tanzt“. Auf einmal fällt mir eine neue Nuss zwischen die Beine direkt in die Sofaritze.