Männer im Baumarkt Teil 1

 27. Juli 2019

 

Wir Männer fürchten den jährlichen Moment, wenn unsere bessere Hälfte zu uns sagt: „Schatz wir müssen noch Kerzen kaufen.“ Zu eine Wahrscheinlichkeit von 99 % wird dies ganz schnell zum Besuch in einem dieser schwedischen Möbelhäuser mit blau gelben Logo. Meist müssen wir eine bis zwei Stunden Fahrt auf uns nehmen, vorher das gesamte Auto leerräumen und die Sitze präventiv umklappen. Meine Frau fürchtet im Gegenzug den Moment, wenn die Sommerferien anstehen. Wenn der Hobby Handwerker Ehemann plötzlich auf die Idee kommt eine Pergola im Garten zu bauen, die er schon seit Jahren plant. Wie sang schon Reinhard Mey so treffend: „Männer im Baumarkt, während draußen die Frau parkt.“ Die Wahrheit ist, dass Heidi mich mittlerweile sogar alleine in den Baumarkt lässt, mit dem Wissen, dass dies der Ort ist, in dem der Mann auf mal in einen Shopping Rausch verfallen darf. Die Frau hat eben Ihr schwedisches Möbelhaus, der Mann seinen heißgeliebten Baumarkt, in dem er die Fachabteilungsleiter teilweise sogar beim Vornamen kennt. So stiefele ich mit dem selbst gezeichneten Bau Plan früh morgens in den Baumarkt. Gleich zu Beginn stellt sich die Frage: Welchen Einkaufswagen soll ich wählen? Der kleinste auf jeden Fall nicht. Der größte scheint mir dann doch zu übertrieben und so wähle ich die goldene Mitte. Vor dem Eingang stapelt eine Palette mit Holzkohle. Sofort schießt mir der Gedanke in den Kopf: „Die Holzkohle vom letzten Jahr ist bestimmt wieder feucht geworden.“ Bevor ich diesen Gedanken fertig gedacht haben, liegen schon drei Säcke Holzkohle Super Extra Premium auf meinem Wagen. Mein Einkaufzettel leitet mich in die Holzabteilung. Hier kann der Mann nach Belieben eine sehr lange Zeit verbringen. Denn die Auswahl des richtigen Holzes ist immens wichtig. So wandert bereits die zehnte Latte durch meine Hände, die ich mit gespielt, fachmännischem Blick begutachte und als „zu krumm“ wieder ins Regal stelle. Nach etwa einer Stunde aber habe ich die richtigen Latten aufgeladen und merke, dass ich wohl doch den großen Wagen hätte nehmen sollen. Nun geht es zur Farbenabteilung. Mein Ziel: Ein einfaches Öl für meine Pergola. Ich schreite schon zum dritten Mal am gleichen Regal vorbei und fühle mich ein wenig verloren, denn die unzähligen Möglichkeiten Holz zu imprägnieren machen mich ratlos. Ich versuche die Verkäuferin zu erwischen, die sich aber bei jedem „Entschuldigung“ von mir in einem anderen Gang versteckt. Also gut, Öl hebe ich mir für später auf. Voller Mut beschließe ich das Bermuda Dreieck des Baumarktes zu betreten: Die Schraubenabteilung. Viele Männer sind hier schon für mehrere Tage verschwunden und dann plötzlich wieder an der Kasse aufgetaucht. Hier wühle ich mich durch die Schrauben Kisten, wie ein kleiner Junge im Sandkasten. Zu meinem Erstaunen verbringe ich nur vier Stunden in diesem Gang und habe fünf Tüten verschiedenster Schrauben und sogar alle Beschläge. Jetzt ab zur Kasse mit sturem Blick nach vorne. Denn so, wie die Supermärkte die Süßigkeiten für die Kinder neben den Schnapsfläschchen für die Trinker an der Kasse platzieren, haben Baumärkte dieses fiese System auch für sich entdeckt. Und ohne, dass ich es bemerke zieht die Kassiererin eine Packung Kabelbinder, eine Mini LED Taschenlampe, eine Rolle Klebeband und Batterien über den Scanner. Ich habe natürlich nicht daran gedacht, mein Auto leer zu räumen und die Sitze umzuklappen. Gott sei Dank schaffe ich es dank des vielen Tetris Konsums in meiner Kindheit dann doch die drei Meter langen Latten irgendwie hineinzubekommen. Auf dem Weg nach Hause freue mich schon auf das Sägen, Bohren und Schleifen, wobei eine Stimme in mir sagt, dass ich irgend etwas vergessen habe. Fortsetzung folgt.