Redet Ihr auch manchmal mit Gegenständen? In der letzten Zeit ertappe ich mich immer wieder, wie ich versuche mit meinen Haushaltsgeräten eine Konversation zu beginnen, bei der ich natürlich selten eine Antwort bekomme. Mein häufigster Gesprächspartner ist der Staubsauger. Wir saugen noch klassisch. Also keine WLAN gesteuerter Saugroboter, der nicht nur mit Staub sondern auch den Maßen unserer Wohnung gefüttert wird, die er zeitgleich an die gelb-blaue, schwedische Möbelmafia verkauft. Unser Haussauger frisst lediglich Staub und ist kabelgebunden mit Saugschlauch. Mein inniges Verhältnis zu ihm gleicht der Beziehung zu einem Hund, mit dem Unterschied, dass ich nur einmal pro Woche mit unserem Staubsauger Gassi gehe. Rassetechnisch würde ich ihn als englische Bulldogge bezeichnen, denn das Manövrieren durch die Räume ist alles andere als einfach, anmutig oder grazil. Dank des kurzen Kabels ist der Saugradius beim Gassi gehen durch die Wohnung sehr gering und das ständige umstecken kostet Zeit und Nerven. Zu dem funktioniert die Kabelrückholautomatik immer dann, wenn sie nicht gebraucht wird und andersherum. Dann zerre ich am Kabel wie an einer Leine um meine englische Saug-Dogge um die Ecke zu bewegen. Dabei verheddert sich die Leitung und bringt die Stehlampe und einen Kaktus zu Fall, bevor sie sich zwischen Tür und Boden einklemmt. „Kommst du jetzt her?!“ brülle ich genervt und ziehe wie verrückt am Kabel, das sich dadurch noch mehr in die Türspalte festsetzt. „Bei Fuß!“ hallt es ins Nebenzimmer, wo es sich der Sauger anscheinend erst mal gemütlich gemacht hat. „Oh, der wehrte Herr will getragen werden.“ Raune ich ihn an, entwirre das Kabel und trage ihn in den langen Flur, wo er sich kurze Zeit später an die langen Schnürsenkel meiner Wanderschuhe ranmacht, welche sich um die Bürste des Saugaufsatzes wickeln und festfressen. „Aus!“ schreie ich „Lass los!“ Der Kleine frisst einfach Alles, was er findet. Unlängst verschlang er einen von Heidis Ohrringen und ich durfte ihn aus dem Staubsaugerbeutel fischen zwischen Haarbüscheln, Brotkrümeln und anderen Ekeleien. Doch was mich am meisten aufregt ist, wenn er sich auf den Rücken legt und einfach Nichts mehr macht, weil er auf dem Einschaltknopf liegt. Ich kann so viel ziehen, wie ich möchte. Der störrische Köter will sich einfach nicht von alleine drehen. Und während ich mich erweichen lasse und den vollgefressenen Sauger eben selbst drehe, schnellt das Kabel, das sich durchs Zerren aus der Steckdose gelöst hat, dank Rückzugsautomatik zurück und schlägt genau auf meine Hand. „Böser Staubsauger!“ ermahne ich ihn und bemerke erst jetzt, dass Heidi in der Tür steht und das Schauspiel beobachtet. „War er wieder unartig?“ fragt sie, „Sollen wir ihn ins Tierheim bringen?“ „Niemals!“ erwidere ich trotzig, denn obwohl unser Staubsauger unerzogen, störrisch und unbeweglich ist, ist bleibt er mein treuer Begleiter bei den wöchentlichen Spaziergängen durch unsere Wohnung.