Ich sitz mit anderen Artgenossen meines Geschlechts in der Kneipe, wie früher, wie vor fünf Jahren, wie vor zehn Jahren. Ein großer Unterschied zu früher sind natürlich die Gesprächsthemen. Meine Jungs sind meist zwischen 30 und 50 Jahre alt und wir plaudern klischeehaft über Sport, Politik und seit einigen Jahren auch über Männerkrankheiten. Etwas, was Männer in der Regel nicht gerne tun. Während Männerpflege einen großen Stellenwert in unserer Gesellschaft eingenommen hat und die Barbiere und Männersalon nur so aus dem Boden sprießen, gehen wir mit der Männergesundheit eher oberflächlich um. Dies hat sich in meinem männlichen Freundeskreis allerdings drastisch geändert, als Hodenkrebs aktiv in unseren Kneipenrunden zum Thema wurde. Und so sitzen wir beim Pils zusammen und reden über unser „bestes Stück“ und Alles, was dazu gehört. Zu Beginn recht zögerlich, doch kurze Zeit später plaudern wir offen über das, was Männer in der Regel unter Verschluss halten. Dabei können solche Gespräche viele Fragen bereits vor dem Arztbesuch, beantworten. Wer weiß zum Beispiel, wie Mann seinen Hoden richtig abtastet, untersucht und worauf es dabei ankommt? Dabei ist genau diese Selbsterforschung des eigenen Körpers eine riesen Chance, Krankheiten früh zu entdecken und Schlimmeres zu verhindern. 

Und trotzdem: Probleme mit dem Hoden bleiben oft in den eigenen vier Wänden, aus Angst ausgegrenzt zu werden. Es mag schrecklich klingen, wenn Mann erfährt, dass einem von heute auf Morgen einer der beiden heißgeliebten „Bälle“ entfernt wird. Doch, wenn das in einem frühen Stadium passiert und das kleine Ding, dass Mann unter der heißen Dusche ertastet hat, sich noch nicht im ganzen Körper verbreitet, dann wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit Alles zum Gutem wenden. Klar, das Leben wird sich verändern, aber Mann wird es intensiver wahrnehmen. 

Männergesundheit muss in unseren Köpfen endlich einen Platz haben. Und das schon als junger Erwachsener. Was für Frauen bereits im Teenie Alter als selbstverständlich gilt, durch den Besuch beim Frauenarzt, sollten wir Männern beherzigen. Sei es zur richtigen Aufklärung, Deutung mancher Symptome oder Beantwortung von Fragen. 

Und so werde auch ich mich wieder in diesem November der Movember Aktion anschliessen und meinen Schnauzer mit Stolz tragen, um das Symbol für die Gesundheit der Männer zu zeigen.