So langsam aber sicher kehrt der Frühling wieder in unser Ländle und die Märzenbecher schießen aus dem Waldboden. Die Schneedecke verschwindet und bringt zum Vorschein, was mehrere Monate vom Winter unter Verschluss gehalten wurde: Jede Menge Müll. 

Als grünversiffter Gutmensch tut mir das natürlich weh, wenn ich vor allem Plastikmüll in der Natur liegen sehe. Früher wurde ich immer wütend und schimpfte über die Menschen, die so hirnlos ihre eigene Umwelt versauen. Heute vergeude ich nicht mehr Zeit damit. Denn mir ist bewusst, dass es auch Rabenvögel oder Elstern gibt, die die leicht zugänglichen, öffentlichen Mülleimer gerne durchstöbern. Oder dass das Bonbonpapierchen auch mal aus Versehen aus der Hosentasche rutscht. Es ist im Grunde nicht relevant, wer oder wie der Müll in den Wiesen und Wälder gelangt. Relevant für mich ist aber, den Unrat liegen zu lassen. Wie oft bin ich schon an einer am Wegesrand liegenden PET Flasche vorbeigelaufen und habe Engelchen und Teufelchen auf meiner Schulter diskutieren lassen, ob ich wieder umkehren soll, um den Müll aufzuheben oder ob ich aus Zeitmangel einfach weiterlaufen soll. Das Teufelchen gewann meist und das schlechte Gewissen blieb. Doch für diesen Frühling habe etwas richtig Geniales für mich entdeckt, denn ich habe angefangen zu „ploggen“. Das „plogging“ gibt es schon über zwei Jahre und ist neben anderem Sinnlosen wie zum Beispiel „planking“ endlich mal ein sinnvoller Trend aus dem Internet. Denn nicht nur das Wort, sondern auch die Tätigkeit setzt sich aus dem schwedischen „plocka“ (sammeln, suchen oder aufheben) und dem englischen „Jogging“ zusammen. 

So bekommt das Joggen endlich einen tieferen Sinn und reinigt unsere Parks und Grünflächen. Lediglich ein Paar Handschuhe sind ratsam bei der sportlichen Müllsammelei, was in unseren Breitengraden so und so oft von Vorteil ist. Als Steigerung dient ein Müllsack, der mit der Zeit immer voller wird und somit den Trainingseffekt dankt zunehmendem Gewicht erhöht. Auch das richtige, rückenschonende Bücken wird hierbei wunderbar geschult. Dabei entscheidet jeder „Plogger“ für sich, wie er seine Runde gestaltet. Wer seine Mülleimer auf der Joggingstrecke kennt, braucht vielleicht nicht mal eine Tüte. Für alle, die sich wegen Knieproblemen oder weiteren Gebrächlichkeiten aus der Affäre ziehen möchten, denen empfehle ich die ganz gemütliche Symbiose aus Müll sammeln und walking (laufen): „Plalking“. 

Und jetzt raus ins Grüne. Lasst uns unsere schöne Welt spielend von Dreck befreien. Genießt das abartig angenehme Gefühl, etwas Gutes getan zu haben. Und wer weiß, vielleicht erscheint auf Deiner Schulter anstatt des Teufelchens zur Abwechslung mal ein Jäger und Sammler mit Flügeln und Heiligenschein.