Da ist er endlich, der lang ersehnte Schnee. Über Nacht verwandelte sich unser Ländle in ein weißes Wunderland aus Eiszapfen und Schneekristallen. Für mich ist der Winter einer der schönsten Jahreszeiten, weil er die Natur in einen weißen Schleier taucht. Endlich können wir unseren Hass auf die Corona Politiker beiseitelegen und uns über wirklich Wichtiges aufregen wie schlecht geräumte Straßen und glatte Gehwege. Schnell wird noch ein Bild von der Nebenstraße gemacht und online gestellt, durch die um acht Uhr morgens noch kein Schneepflug durchgefahren ist. Sauerei! Wofür bezahle ich Steuern? Dabei vergisst der deutsche Wutbürger*in, welcher wahrscheinlich noch nie eine Schneeschaufel in der Hand hatte, dass es gar nicht so viele Winterdienstfahrzeuge gibt und viele Menschen die Wege sogar ehrenamtlich mit ihrem eigenen Traktor räumen. Ja es gibt sie noch, die Nachbarschaftshilfe. Ich komme gerade nach Hause, nachdem ich das Auto meiner Nachbarin freigeschaufelt und rausgeschoben habe, die als Erzieherin um 6 Uhr morgens zur Notbetreuung durch 50cm Neuschnee fahren darf.

Wer keine Notbetreuung benötigt packt seine Familie samt Schlitten ins Auto und fährt auf den Feldberg. Der wohl einzige Berg, auf dem Schlittenfahren überhaupt möglich ist. So scheint es jedenfalls. Denn obwohl die Skilifte geschlossen sind, schlängelt sich hier wie jeden Winter eine Blechlawine die B317 hoch. Menschenmassen pilgern auf den Gipfel und durch die Naturschutzgebiete. Schlagezeilen wie „Corona Beschränkungen sorgen für Ansturm im Schwarzwald“ stimmen mich traurig und sollte Menschen eigentlich davon abhalten die Hotspots aufzusuchen. Pustekuchen. Da gehe ich doch lieber Langlaufen. Und damit beginne ich sogar direkt vor meiner Haustür in Donaueschingen.

Und so freue ich mich über einen nicht allzu perfekt geräumten Donauradweg, der es mir somit ermöglicht nach Pfohren zu skaten. Vorbei an unzähligen gelben Flecken, die den Wegrand markieren mit der Hoffnung, dass das alles Hunde waren. Ein bisschen enttäuscht bin ich aber schon, da mir auf dem zirka 4 Kilometer langen Weg kein winterlicher Liebesbeweis ins Auge fällt. Denn was gibt es Romantischeres als ein gelbes Herz im Schnee? Mühevoll ausgearbeitet mit dem Wissen, dass es nur diese eine Chance gibt eine symmetrisch perfekte Form in die weiße Pracht zu zaubern. Was meist aber nicht gelingt, da nur die Harmonie zwischen Dosierung und Hüftschwung ein perfektes, gelbes Schneeherz zeichnen kann. Und wir Männer sind in beiden Bereichen keine Meister. Aber was soll´s, die Geste zählt. Doch bevor ihr Mannsbilder jetzt mit einer Thermoskanne Tee loszieht, um gelbe Herzen zu üben, die ihr dann als Selfie Bild Eurer Partner*in schickt, möchte ich Euch darauf hinweisen, dass Ihr dies möglichst unbeobachtet tut. Denn sonst könnte Euer Kunstwerk teuer werden. Vielleicht dann doch lieber einen Schneemann oder Schneefrau bauen.