Wenn ich an Sport denke, dann beginnt mein Gehirn sofort in den schlechten Gewissen Modus zu schalten. Denn mangelnde Bewegung ist bei vielen von uns mit Sicherheit ein Thema, das uns vor allem in den kühlen Herbst und Wintermonaten beschäftigt. Wie herrlich sind die dunklen Tage, denn sie servieren uns die perfekte Ausrede für das Nichtsportreiben auf eine Silbertablett. Mein erster Gang nach dem Aufstehen ist ans Fenster und ich ertappe mich in den letzten Tagen oft dabei, Freude zu verspüren, wenn es regnet. Da kann ich meine Jogginghose nicht zum Laufen, sondern für den Netflix Marathon im Bett anziehen. Dabei ist Sport ein sehr facettenreiches Feld, das jeder für sich frei auslegen kann. Sport ist laut Duden eine „ausgeübte körperliche Betätigung nach bestimmten Regeln, aus Freude an Bewegung und Spiel, zur körperlichen Ertüchtigung“.  

Für den einen ist es allerdings schon Sport, ein Fussballspiel zu schauen und am Spielfeldrand mit dem Bierchen in der Hand die Spieler anzufeuern. Das Gleiche gilt für die Fernsehsportfans. Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, dass mein Vater im Winter meist sonntags Sport anschaute. Von Biathlon bis Skispringen, er konnte den halben Tag vor dem Flimmerkasten verbringen und Sportschau gucken. Anders verhält es sich bei den vollausgerüsteten Hobbysportlern, die sich mit den neuesten Trainingsergebnissen auf den sozialen Netzwerken gegenseitig übertrumpfen wollen. Da wird die Smartwatch, also das digitale Armband, zur Messstation, die in Echtzeit alle Daten ins Netzt überträgt. Totale Überwachung ganz im Sinne unseres Gesundheitssystems und der Krankenkassen. Und diese werben mehr denn je für mehr Sport. Von Jobrad bis Hansefit, es ist längst in unserer Gesellschaft angekommen, dass mangelnde Bewegung zu Langzeiterkrankungen führen kann. Und so stürzen wir uns auf die Fitnessstudios und trainieren was das Zeug hält. Zumindest ein paar Monate, für´s gute Gewissen. Ich war in meinem bisherigen Leben in drei Fitnessstudios Mitglied und habe die meiste Zeit nur Beitrag gezahlt, anstatt zu trainieren. Dabei gibt es ganz einfache Tricks, die Bewegung in unseren Alltag bringen, ohne dass ich es als Anstrengung empfinde. 

Anstatt einen guten Parkplatz in der Nähe zu suchen, parke ich jetzt auf einen entfernten und nehme ein paar Meter Laufen in Kauf. Das entspannt und hält gleichzeitig fit. Die Treppe wird anstelle des Aufzuges benutzt. Mehr stehen, weniger Sitzen ist gut für die Körperhaltung. Anstelle sich Nachrichten auf dem Handy hin- und herzuschicken, lohnt sich ein Spaziergang mit Freunden durch den bunten Herbst. Mit einem gemeinsamen Stück Kuchen genießt unser innerer Schweinehund auch anschließend die erwartete Belohnung dafür.