Hätte mir vor zwei Jahren jemand gesagt, dass ich einmal Kolumnen für eine Zeitung schreibe, hätte ich ihm wohl gleich mehrere Vögel gezeigt. 58 Kolumnen später sitze ich nun hier und schreibe die 59te Kolumne. Die Jubiläumskolumne. Ich habe mir zur Feier des Tages einen Piccolo aufgemacht. Ich muss gestehen, dass es schon etwas Anderes ist, Texte zu schreiben als Lieder zu komponieren. Ein Lied zu schreiben, fällt mir um einiges leichter als Prosa Texte, welche am besten leicht, satirisch und lustig sein sollen. Zudem kann ich mich noch sehr gut daran erinnern, dass meine Aufsätze in der Schule eher im hinteren Mittelfeld lagen. Was wohl eher der langen Sätze, die ich gerne schreibe, geschuldet war und immer noch ist, da ich mich oft in Verschachtelungen verzettele und dies den Leser schon nach einigen Sekunden in den Wahnsinn treibt. Und dennoch habe ich die Möglichkeit bekommen, meine geistigen und manchmal wirren Ergüsse in der STAZ zu veröffentlichen, wofür ich hier mein erstes Dankeschön kundtun möchte.
Nach einem Jahr Texte verfassen, erfreut mich immer wieder, wie viele Menschen auf den „groben Schnitzer“ reagieren. Sei es per E-Mail oder auf der Straße. Viele Begegnungen in diesem Jahr mit Menschen, die sich mit meinen Texten auseinandersetzen, sind mir bis heute im Gedächtnis geblieben. Dabei sind es nicht selten die polarisierenden Themen wie „Fridays for Future“ oder „keinen Millimeter nach rechts“, auf die mich die Leser direkt ansprechen oder anschreiben. Dabei dreimal als linksradikal, siebenmal als Gutmensch, einmal als Umweltnazi und zweimal als grünversifft betitelt zu werden, zeigt mir, dass ich mit meinen Worten Emotionen hervorrufen kann, wofür ich mich an dieser Stelle herzlichst bedanke. Ja, ich schneide gerne kontroverse Themen an. Unsere Gesellschaft schreit geradezu danach. Denn wir Menschen sind ein leicht gefundenes Fressen im Dschungel der Themen- und Textfindung, dem ich wöchentlich ausgeliefert bin. Meine Ideenliste wächst und wächst.
Ich habe da einen Zettel, der vollgekritzelt ist mit Schlagwörtern und Sätzen, die den Anfang einer jeder Kolumne bilden. Und dann schreibe ich einfach drauf los. Wenn ich während der Texterei merke, wie ich selbst schmunzeln muss, weiß ich, dass meine Worte höchstwahrscheinlich auch Euch Lesern ein Lächeln auf die Lippen zaubern wird. Denn das ist es, was ich seit über 10 Jahren als Kleinkünstler auf der Bühne erreichen möchte. Leichte Unterhaltung, die zum Nachdenken anregen soll. Und das tut es schon allein deswegen, weil mich wildfremde Menschen darauf ansprechen. Da stehe ich am Marktstand in Donaueschingen neben einer Dame, die mich zwischen Karotten und Sellerie auf meine Kolumnen anspricht: „Die Letzte war richtig gut, ich habe mich sofort wiedererkannt.“ Und auch E-Mails zu bekommen mit der Bitte, aus den Texten ein Buch zu verfassen, lässt mich erröten und das Künstlerherz natürlich höher springen.
Nicht nur ich, sondern auch meine Kolumnen möchten sich bei Euch, liebe Leser, bedanken für ein Jahr „grober Schnitzer“ und darauf anstoßen, dass auch diese geschriebenen Worte von Euch gerade eben gelesen wurden.