Es ist Ostern. Ähnlich wie Weihnachten mit dem Unterschied, dass die Völlerei mit der Familie meist bei Tageslicht und nicht am Abend stattfindet. Der Rest vom Fest ist aber dasselbe. Es gibt sogar Osterplätzchen. Schmecken genauso wie die Weihnachtsversion, haben aber die Form eines Hasen, Ei oder Küken. Das große Geschenke Verstecken für die Kids erfolgt ganz traditionell draußen. Ich erinnere mich gut, wie als Kind im Garten die Ostereier suchen musste. Damals war die Suche dank des Wetters ein spannendes Abenteuer. Wenn man bei Hagel, Schnee und Regen im völlig durchnässten, selbstgestrickten Pulli von Oma Eier suchen musste und erst, wenn man alle gefunden hatte, wieder ins Haus durfte. Das härtet ab. 

Heute muss ich als Patenonkel dank Klimaerwärmung ganz genau darauf achten, die Schokoladeneier an schattigen Plätzen zu verstecken, damit die Dinger nicht sofort schmelzen. Sie könnten ja die neue Schieferterrasse und den japanischen Kiesweg meiner Schwiegermutter verdrecken.

Noah, mein Patenkind ist zwar noch zu klein, doch würde er eines Tages zu mir kommen und fragen: „Getti, warum kriegen wir so viel Geschenke an Ostern?“  habe ich mir schon prophylaktisch eine backup-Story zurechtgelegt, die die ganze Geschichte mit Kreuzigung und Wiederauferstehung bei Seite legt. 

Daher meine kreative, aber sehr nachvollziehbare Geschichte vom Osterhasen: „Schau, das Christkind, das dir an Weihnachten sowieso viel zu viele Geschenke bringt, muss jeden April Inventur machen. Dabei bemerkt es, dass es immer noch zu viele Spielsachen und Schokoladen-Nikoläuse im Regal hat. Dann geht es in den Keller und sucht das Hasen Kostüm, das müsste in der Kiste neben dem Niklaus Kostüm liegen. Doch wie jedes Jahr haften die Weihnachtspfunde noch hartnäckig an ihm. Das Kostüm ist so eng, dass es gar nicht richtig laufen kann. Also muss es anfangen zu hoppeln, wie ein Hase und hoppelt dann von Kind zu Kind. Dabei verteilt es die übrigen Schokoladen-Nikoläuse vom Vorjahr, die es in Hasen- und Eierformen gegossen hat. Denn das Christkind schmeißt nichts weg, sondern verwertet alles wieder. Christkind for Future.“ 

Auch wenn es in diesem Jahr schwierig wird, an Klopapierrollen ran zu kommen, um daraus Hasen zu basteln, hoffe ich, dass wir bei all dem Unmut unseren Ideenreichtum nicht vergessen. Sei es mit solch lustigen Geschichten oder der Kunst zu Improvisieren. Denn vielleicht kann das heutige Osterfest eine Art der Wiederauferstehung sein. Die Wiederauferstehung unserer Fantasie, die in jedem von uns schlummert und nur darauf wartet freigelassen zu werden. Denn auch ohne Mehl und Hefe, lassen sich bestimmt die tollsten Osterüberraschungen zaubern, damit unsere Kinder ein buntes und fröhliches Fest erleben.