Kaum ist das Röhren der Schneefräsen verstummt, bereiten sich die Ohren auf den nächsten Lärm vor, der vorzugsweise immer samstags durch die Vorgärten hallen wird. Die Frühlingsgefühle meines Nachbarn offenbaren sich nämlich dann, wenn er mit seinem Aufsitzrasenmäher auf dem parallelgeferderten Thron an meiner Gartenmauer vorbeizieht. Während ich zu Beginn des Frühlings die Hängematte aus dem Keller hole, um die ersten warmen Sonnenstrahlen in Form eines Outdoor-Nickerchens zu genießen, startet nebenan der 100 Dezibel laute Männertraum. Mit 400 Kubik Hubraum wird dem ersten Wuchsversuch des Grases sofort Parole geboten. Wofür 12 Pferde einige Tage brauchen, verpasst der ebenfalls 12 PS starke Aufsitzrasenmäher meines Nachbarn dem Rasen eine Kurzschnitt in nur wenigen Stunden. Jedes Gänseblümchen, das droht die Monokultur Rasen zu verunreinigen, wird schon bevor es seine Blüte öffnet einen Kopf kürzer gemacht. Mit fünf Kilometern in der Stunde wird der Aufsitzrasenmäher auch in diesem Jahr meinem Nachbarn ein leichtes und zufriedenes Grinsen ins Gesicht zaubern. Vielleicht werden ihm auch wieder einige Freudentränen unter der Schutzbrille herunterkullern. 

Und jetzt ist es Samstag, 16 Grad und Sonne. Ich liege in meiner Hängematte und warte auf den Moment, wenn die Maschine zum ersten Mal aufheult. Doch es bleibt ruhig. Zu ruhig. Ich schleiche mich langsam an die Gartenmauer und lausche. Nur ein leises Surren klingt durch die Frühlingsluft. Wie kann das sein? Ich klettere auf die Mauer und erblicke den neuen Männertraum meines Nachbarn: Ein Rasenroboter.