Mein Corona Tagebuch - Systemrelevanz

 

So leid es mir tut, liebes Tagebuch, ich werde heute der Pandemie ein Ende setzen. Oder anders geschrieben: Ich werde meine wertvolle Zeit nicht mehr mit dem Hören der Doktor Drosten Podcasts und Corona Updates verschwenden. Wir alle wissen jetzt, was dieser Virus anstellen kann, der den gleichen Namen wie ein „Bier“ trägt, das aus Mais hergestellt wird. Wir wissen auch, wie wir uns verhalten müssen. Trotzdem säuseln mich immer noch „Hobby-Virologen“ auf der Straße voll, während sie nicht einmal zwei Meter Abstand halten können.

Ich werde mir auch keine Statistik mehr anschauen, deren Aussagekraft ich selbst nicht richtig deuten kann. Ich spare mir diese Hysterie und wertvolle Zeit. Frei nach: „Glaube keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast.“ Klingt plausibel. Unser Leben auf diesem Erdball unterliegt wohl ständiger Veränderung. Okay, wenn es um Veränderung und Flexibilität geht, ist der Großteil von uns hier eher deutsche Eiche als Bambus. Da fällt es vielen immens schwer, einen Mundschutz zu tragen und für die Dauer des Händewaschens dreimal „Happy Birthday“ zu singen. Dabei gehört es doch mittlerweile zu unserem Alltag. Trotzdem vergeht kein Tag, an dem mir nicht jemand erzählt, wie sehr ihn diese Maske stört.

Dabei gäbe es Wichtigeres, das Platz in unserem Gehirn finden könnte. Zum Beispiel die Tatsache, dass ein Kulturbetrieb nach dem anderen verschwindet. Und ich frage Dich, liebes Tagebuch: Wie wäre Dein Leben, wenn es kein Theater, keine Clubs, Kinos, Varietés, Konzerte, Ballette, Zirkusse, Festivals, Lesungen, Opern, Parties, Events und kein Musical mehr gäbe? Deutschland, das Land der Dichter und Denker, tut sich immens schwer Kunst und Kultur als systemrelevant einzustufen. 

Wenn ich die vergangenen Monate reflektiere und beobachte, wie viele Menschen meine kleinen Corona-konformen Konzerte besuchten, merke ich jedoch, dass es durchaus viele gibt, die nach Kultur lechzen. Sie haben sich für ein System entschieden, das unsere Arbeit als Künstler als gesellschaftsrelevant ansieht, wofür ich ihnen große Dankbarkeit schenken möchte.

Liebe Tagebuch, ich werde das Kapitel „Corona“ aber vorerst hier abschließen. Meine Angst, Dich damit zu infizieren ist einfach zu groß. Sei mir bitte nicht böse, wenn Du eine Weile nichts mehr von mir geschrieben bekommst. Ich werde die Zeit brauchen und nutzen, um mich dafür einzusetzen, unsere Kunst und Kultur nicht aussterben zu lassen.