Jede Woche ist Waschtag. Diese Woche bin ich dran. Und ich hasse es. Nicht das Waschen. Das erledigt die Waschmaschine von alleine. Sondern das Trocknen. Weil wir keinen Trockner besitzen, wird jedes Kleidungsstück an der Wäscheleine aufgehängt, auch jede einzelne Socke. Vorzugsweise paarweise, versteht sich. Doch auf unerklärliche Art und Weise verschwindet öfters eine Socke und ihr Gegenstück hängt einsam und alleine an der Wäscheklammer. Heute ist es die Zebrasocke, die ihren Partner*in verloren hat. 

Sofort beginne ich mit der Suche nach der verschwundenen Socke. Natürlich zuerst in der Dreckwäsche. Ich habe die ätzende Angewohnheit, meine Hosen inklusive der Socken auszuziehen. Deshalb vermute ich immer, wenn eine Socke fehlt, dass diese noch in einem der Hosenbeine steckt. Jedoch Fehlanzeige.

Mein Blick wandert in den Garten zu der einsamen Socke. „Ich werde sie finden.“ Rufe ich ihr zu, gehe an meine Kommode und öffne die Sockenschublade, welche eigentlich immer am Überquellen ist. Denn ich habe eine Vorliebe für bunte, verrückte Socken in allen Farben, die man sich überhaupt vorstellen kann. Sogar eine Socke mit Sardinen in der Dose drauf, schmücken meine Füße. In der Sockenschublade habe ich einen Schuhkarton, in der alle Socken liegen, die ihr Gegenstück verloren haben. Die Single-Socken-Kiste, wie wir sie nennen. Doch anstatt, dass diese immer leerer werden sollte, füllt sie sich Monat für Monat mit einsamen Single-Socken. Wie vermutet finde ich auch hier keine Spur des Ausreißers. Also leere ich die gesamte Schublade und beginne die Socken mal wieder nach Farben und Motto zu ordnen. Socken mit Löchern werden gleich aussortiert. Doch auch hier ist keine einzelne Zebrasocke zu finden. 
Ich gehe schwer davon aus, dass auch dieses Mal die Waschmaschine Ihren Heißhunger auf Fußkleidung nicht zügeln konnte. Und so gebe ich resigniert auf. Von Elektrogeräten lasse ich lieber meine Finger, weil fast alle Geräte, nachdem ich sie auseinandergeschraubt hatte, auf dem Wertstoffhof landeten. 

Ich gehe traurig in den Garten und nehme die einsame Zebra Socke von der Leine. „Es gibt auch andere schöne Socken.“ Sage ich zu ihr und lege sie in die Single-Socken-Kiste. Der Anblick der einsamen Socken schmerzt, denn man weiß, dass Socken keine Singles sind. „Es wäre einfacher, wenn du nur schwarze Socken hättest.“ Tröstet mich Heidi, obwohl sie weiß, dass ich mich von meinen farbenfrohen Socken niemals trenne würde. Denn für schwarze Socken ist das Leben einfach zu bunt.