Kennt Ihr diesen Moment, wenn Ihr einen Bekannten spontan einen Besuch abstattet und er oder sie die Türe öffnet mit dem Satz „Komm rein, ich habe aber gar nicht aufgeräumt.“ Beim Betreten der Räume sieht das zu Hause aber wie eine Fotostrecke bei „Schöner Wohnen“. Frische Blumen stehen auf dem Esstisch, die Sofakissen liegen schön drapiert auf dem Sofa und sogar die Fenster sind glasklar geputzt. Bei uns ist das nicht der Fall. Wenn uns Freunde spontan besuchen, sieht es oft aus, als würden wir jeden Wohnraum für die gleichen Dinge nutzen. Kleidungsstücke liegen im Büro und auf der Couch. Dafür stapeln sich Ordner, Notenblätter, Rechnungen und andere Büroutensilien auf dem Küchen- und Esstisch. Der Badezimmerboden ist mit Schmutzwäsche gepflastert, die immerhin nach Farben sortiert ist. Einzig unsere Toilette scheint auf den Überraschungsbesucher immer vorbereitet zu sein. 
Staub ist ein ständiger Begleiter in unserer Altbauwohnung, sowie eine große Anzahl an Spinnen. Angeblich sind diese ja ein Anzeichen für ein gutes Raumklima. Wohl eher ein Zeichen für einen Staubwischmuffel, wie ich es bin. Als ich das letzte Mal mit dem Staubsauger die Ecken saugte und ich bei jedem Weberknecht, den er verschluckte, Schuldgefühle bekam, entschied ich, die Territorien der Spinnen nicht mehr zu stören. 

Manche Menschen sagen, die Wohnung sei der Spiegel unsere Seele. Und so gehe ich auf Seelenforschung, betrachte die Dinge, die achtlos im Weg liegen. Ich entdecke Blockaden von einem ins andere Zimmer. Blockaden, die schon lange dort liegen, wie zum Beispiel Bilderstapel, die nur darauf warten in ein Album geklebt zu werden. Warum liegen diese schon so lange dort? Ich beginne eine philosophische Reise durch unser Zu Hause. Und versuche die Räume so zu betrachten, als würde ich sie zum ersten Mal betreten. Was fällt mir auf? In jedem Zimmer entdecke ich viele Dinge, die mir wie Zeichen zeigen wollen, was in meinem Leben gerade oder schief läuft. Wenn ich den unvollendeten Tapetenabschluss in unserem Wohnzimmer betrachte, wird mir bewusst, dass in meinem Leben etwas vielleicht noch verbesserungswürdig sein könnte. Vielleicht ist der letzte Tapetenwechsel noch nicht vollendet worden oder ich sollte einen neuen wagen. Und so häufen sich die Dinge, die mich zum Nachdenken bringen. Es gibt Vieles, die unser Zu Hause über uns verrät, denn es ist der Ort, an dem wir leben und essen, streiten und lieben, schlafen und träumen. Nichts desto trotz wird diese, unsere Wohnung mit ihren Macken und Weberknechten auch ein Spiegelbild meiner chaotischen und kreativen Seele bleiben. Ganz nach dem Motto: „Entweder du hast ein Leben oder eine aufgeräumte Wohnung.“