Da isser wieder. Der Tag, den jeder von uns niemals vergessen wird. Der Tag, der von manchen Glaubensgemeinschaften nicht gefeiert wird, weil es als heidnisch gilt. Jedoch der Großteil der Menschheit zelebriert diesen Tag seit Geburt an, sonst würde er ja nicht so heißen. Der Geburtstag. Was anfänglich seit unserer Geburt zunächst nur ein Fest unserer Eltern war, welche die Geburt mit „Vaterbier“ oder neuerdings mit „Babyparties“ zelebrieren, so wandelt sich die Art und Weise des Geburtstagsfestes im Laufe unseres Lebens immens.

Die anfänglichen Kindergeburtstage mit Spielen wie Topfschlagen, Eierlauf oder Schokokusswettessen sind mir noch gut in Erinnerung. Ein paar Jahre später folgt die pubertäre Metamorphose des Wiegenfestes, die sich durch wilde Garagen-Parties, den Kontakt mit Alkopops und den ersten Stehblues zur Kuschelrock Compactdisk in mein Großhirn gebrannt hat. Wenn ich meine Augen schließe, höre ich noch wie zwanzig Teenies zu Dr. Alban bei grellem Strobolicht „It´s my life“ brüllen. Ein paar Jahre später, mit einem Schulabschluss in der Tasche, hat sich an der Musik meiner Geburtstagsparty eigentlich nicht viel verändert. Wobei sich mein Geburtstagsfest nun einfach in einer der unzähligen Studentenparties integrieren lässt, auf welchen ich Asbach Cola Runden für meine Kommilitonen schmeiße. 
Dann die Wende. Der Dreißiger. Von nun an finden die Feierlichkeiten im eigenen zu Hause statt. Mit einfachen Speisen, gutem Wein und vielen Gesprächen unter Freunden. Meist an einem Samstagabend. Mit einer kurzen Nacht in den Knochen und einem dicken Schädel beglückt dich am darauffolgenden Sonntag die Verwandtschaft mit Kaffee und Kuchen. 

Heute geht es auf die vierzig zu. Ich sitze an meinem Geburtstag auf der Bettkante und feiere in diesem Jahr ohne Freunde und Fest, den Tag, an dem diese Erde um einen Schnitzer Buben mehr beschenkt oder belastet wurde. Natürlich feiert Heidi mit mir diesen Jubeltag, der mich aber Jahr für Jahr mehr ins Erinnern zieht. Heidi graut es immer ein wenig vor diesem Tag, denn sie weiß, dass ich jetzt wieder die Kisten mit den alten Fotos hervorholen werde. Also echte Bilder, die man noch anfassen kann. Analog und absichtlich unsortiert verweilen sie ein ganzes Jahr in der Abstellkammer, um im November wieder in mein Augenlicht zu treten. Neben Motiven sind es auch die Gerüche der alten Bilder, die so viele Erinnerung hervorrufen. Seien es schöne, peinliche, schlimme, traurige oder lustige Momente, die mein Leben geprägt haben. Und auch wenn diese kleine analoge Diashow meist mehrere Stunden und Gläser Wein dauert, so finde ich diese, meine Tradition, wertvoll. Vor allem in einem Jahr, in dem wir nicht mit Freunden und Familie unsere Geburt und somit Existenz feiern dürfen. Denn diese Tradition kämpft gegen mein Vergessen und zeigt mir alle Wurzeln meines Lebens, aus welchen ich zu dem geworden bin, der ich heute bin. In diesem Sinne: Alles Gute grober Schnitzer!