Des Öfteren werden Heidi und ich als Gutmenschen bezeichnet. Was wir, ganz nebenbei, als Kompliment und nicht als Beleidigung auffassen. Es zeigt auch, dass Alles, was wir tun, von unseren Mitmenschen richtig aufgefasst wird. Ja, wir sind Gutmenschen, denn wir glauben daran, dass der Mensch im Grunde gut ist. Falls nicht, versuchen wir durch unser Tun und Handeln zumindest eine gute Lebensart vorzuleben. Übrigens kann die Gutmenschlebensart ein mögliches Mittel sein, Situationen zu entschärfen und in eine ganz neue Richtung zu lenken. Beispiel: Ich parke vor unsere Wohnung mit dem Auto halb auf dem Gehsteig, um meine Winterreifen in den Keller zu bringen. Natürlich habe ich genug Platz für einen Rollstuhl oder Ähnliches gelassen. Eine alte Dame nähert sich und ich bemerke schon vom Weiten ihr belehrendes Kopfschütteln. Eine Konfrontation ist also bereits unausweichlich. Die Dame möchte schon ansetzen, um mich in den Senkel zu stellen. Doch bevor das erste Wort ihre Lippen verlässt, sage ich überfreundlich: „Guten Morgen, wie geht es Ihnen?“ Eine Waffe, die zur Grundausstattung eines jeden Gutmenschen gehört und die wir von unseren Reisen nach Australien mitgebracht haben. Dort ist die Frage nach dem Wohlbefinden Standard und man hängt immer ein „How are you?“ an die Begrüßung. Der Unterschied zu Deutschland ist allerdings der, dass ein Australier nicht zwingend wissen möchte, wie es einem wirklich geht. Wenn ich aber in Deutschland eine fremde Person frage würde, wie es ihr geht, dann ist diese damit zunächst einmal überfordert und ich schaffe es in Bruchteilen von Sekunden ihr den Wind aus den Segeln zu nehmen. In diesem Fall vergisst die alte Dame, warum sie sich gerade aufregen wollte. Im Gegenteil. Es kann sogar sein, dass sie sich darüber freut. Man kann nur hoffen, dass sie Dir dann kein Gespräch über Krampfadern oder ihren Ischias auf´s Auge drückt. Wobei. Das Risiko ist es allemal wert. Zumindest besser, als eine Diskussion über meine Dreistigkeit, die Hälfte des Gehwegs für ein paar Minuten mit meinem Kombi zu blockieren. Heidi hat dieser Taktik im Übrigen den Namen gegeben: „Mit Freundlichkeit töten“. Klingt krass, funktioniert aber vorzüglich. Viel Spaß beim Ausprobieren und vielleicht wirst auch Du mit der Zeit ein Gutmensch.