Letzte Woche konnte ich meinen Augen kaum trauen, als ich plötzlich in einer kilometerlangen Autoschlange mitten in einem Gewerbegebiet stand. Erst zwanzig Minuten später und einige hundert Meter weiter erblickte ich die drei großen Buchstaben auf rotem Grund, das Comic Gesicht eines Amerikaners mit Brille und somit die Ursache für das Verkehrschaos: Ein Hühner-Fast-Food-Restaurant. Wie konnten wir es nur so viele Jahre ohne dieses frittierte Hühnerfleisch aushalten? Neugierig wie die Geier stürzen sich die Kunden auf die kostbare Ware, welche wegen des einzigartigen Geschmacks und der ziemlich besonderen Herstellungsweise, seines Gleichen sucht. „Unser Rezept ist von 1940.“ So wirbt das Unternehmen seit Jahren und ich habe das zweifelnde Gefühl, dass auch deren Tierhaltung in die Jahre gekommen ist. Natürlich kann ich es nicht lassen und durchforste das Internet, um zu erfahren, warum so viele Menschen auf dieses scheinbar vergoldete Hühnchen stehen. Auf der Homepage wird schnell klar: Das Geheimnis liegt in der Panade. „Unsere ausgebildeten Köche, halten sich beim Panieren…immer an einen genau definierten Ablauf.“ „Hoffentlich.“ Denke ich und lese weiter den Slogan: „Alle unsere Zulieferer müssen strengste Sicherheitsstandards erfüllen und werden regelmäßig von uns kontrolliert.“ Von Euch? Sehr vertrauenswürdig. Warum nicht von einer unabhängigen Kontrollstelle? 

Schnell lande ich einen Treffer mit einem Interview des Deutschlandchefs. Hier erfahre ich, dass die Hühner-Fast-Food-Kette sich sogar über die Mindestvorschriften der EU hinaus um die Tierhaltung kümmert. So werden auf einem Quadratmeter „nur“ 38 kg Huhn zugelassen, anstelle der maximal zulässigen 39 kg. Gut gemacht, ein halbes Huhn weniger. Selbst wenn das Unternehmen in den nächsten Jahren auf 30 kg runter möchte, wären das immer noch mindestens 15 Hühner pro Quadratmeter. Gut, die Tiere werden sowieso nur rund 40 Tage alt, bis sie geschlachtet werden, solange kann man das schon aushalten. Auf die Frage, was mit den männlichen Küken passiere, antwortet der Deutschlandchef: „Unsere Lieferanten regeln ihren Tierbestand im Einklang mit den derzeit geltenden Gesetzen, das betrifft auch das Töten männlicher Küken.“ 

Auf den sozialen Netzwerken merke ich schnell, dass die Eröffnung des Hühnchen-Schnellrestaurants wieder polarisiert und gleichzeitig einen Keil zwischen uns Menschen treibt. Hier mal wieder ein paar meiner Lieblingskommentare: „Tierwohlgefährdung bla bla schön und gut, aber es gibt nunmal Tiere die zum Essen da sind.“ „Menschen die für ihr Gift bezahlen... läääuft.“ „Hauptsache man reißt den Mund auf … Aber man geht Döner mampfen. …  Ps: Ich geh demnächst hin und haue mir so ein Bucket hinter die Binde!“

Und wieder frage ich mich, ob wir tatsächlich alle aufgeklärt genug sind. In einer Zeit, in der Bildung jedem, der ein Mobiltelefon besitzt, eigentlich frei zugänglich ist. Okay, wer googelt schon gerne: „Woher kommt mein Essen?“ Zu gefährlich! Am Ende werde ich vom Internet noch zum Veganer verwandelt.